Nomination by Dimi Dumortier
Quentin Dujardin wurde 1977 in Dinant (Belgien) geboren und kam durch seinen Vater, der ein passionierter Anhänger der Orgelmusik (Bach, Franck, Messiaen, Duruflé usw.) war, schon früh mit der klassischen Musik in Berührung. Quentin war ein treuer Schüler an der örtlichen Musikschule, wo er Gitarre, Musiktheorie, Musikgeschichte und Kammermusik studierte.
Die Entdeckung eines Albums von Philip Catherine, dem berühmten belgischen Jazzgitarristen, in der überwiegend klassischen Musiksammlung seines Vaters war ein entscheidender Moment für Quentin. Im Alter von 15 Jahren begann er, sich ernsthaft mit Jazz zu beschäftigen. Im Alter von 22 Jahren nahm er sein erstes Album mit dem Titel La Fontaine de Gore auf, benannt nach der Straße, in der er aufgewachsen war. Nach seinem Abschluss in Jazz und Unterhaltungsmusik studierte er ein weiteres Jahr Filmmusikkomposition am Konservatorium von Gent.
Quentin Dujardin ist ein moderner Nomade, der allein mit seiner klassischen Gitarre reist. Ob Gnawas (Marokko), andalusische Zigeuner (Spanien), Vezos (Madagaskar) oder sogar Guaranis (Paraguay) – seine Lebens- und Arbeitsweise entwickelt aus diesen vielfältigen Hemisphären einen ganz eigenen Stil, der auf dem Hören und Mischen von Klängen aus aller Welt basiert. So bleibt die Entdeckung des Spektrums dieses Gitarristen eine einzigartige Erfahrung für jeden, denn die Wege, die zu ihm führen, können vielfältig sein. Dennoch gibt es etwas Unveränderliches, das seine Welt der Gitarre auszeichmnet und mit einem unauslöschlichen Stempel versieht….
Er hat mit dem belgischen Harmoniker Toots Thielemans und dem amerikanischen Produzenten Lee Townsend zusammengearbeitet, aber auch live oder im Studio mit Manu Katché, Bijan Chemirani, Nicolas Fiszman, Ivan Paduart, Olivier Ker Ourio, Mahsa Vahdat, Richard Bona, Bert Joris, Kevin Seddiki und vielen anderen großen Musikern.
Das Guitarist Magazine sagte über ihn: „Dieser Künstler ist eine Einladung zum Reisen.“ Toots Thielemans sagte über ihn: „Quentin ist für mich eine Offenbarung“.
Seit 2003 hat er mehr als 800 Konzerte in Belgien und im Ausland (Frankreich, Spanien, Luxemburg, Schweiz, Madagaskar, Marokko, Kanada, Paraguay, Estland usw.) gegeben.
2008 drehte der französische Regisseur Freddy Mouchard einen Dokumentarfilm Sur le Chemin (77:00) über seine Art, Musik auf der ganzen Welt zu leben. Der Film wurde vom World Film Festival 2009 in Tartu (Estland) und vom Festival Cinéma Méditerranéen de Bruxelles 2008 ausgewählt. Sein Album Veloma ist der Original-Soundtrack des Films.
Für jemanden wie Quinten, der von seinen Reisen lebt, war die Corona-Krise ein verheerender Schlag. Für ihn ist das Teilen seiner Musik eine Religion. Fast ein Jahr lang seiner Kunst beraubt, beschloss Quentin Dujardin am 14. Februar 2021, ein Konzert in einer Kirche zu geben, wobei er die strengen Auflagen für den Gottesdienst respektierte. Alle rechtlichen Konsequenzen wurden sorgfältig abgewogen. Einige Tage vor dem Konzert rief ihn die Polizei an und drohte, ihn zu verhaften und ihm und dem Veranstalter eine Geldstrafe von 11.000 Euro aufzuerlegen. Als er antwortete, er werde das Konzert trotzdem geben, begann der verblüffte Polizeichef, der erkannte, dass dieses Konzert in erster Linie eine politische Aktion war, einen Dialog. Schließlich einigten sich der Polizist und der Gitarrist auf das folgende Szenario: Dujardin würde die Erlaubnis erhalten, die Veranstaltung zu organisieren. Das Publikum sollte auf 15 Personen begrenzt werden. Journalisten und Kameras würden uneingeschränkten Zugang erhalten. Dann würde Dujardin ein Musikstück spielen, woraufhin die Polizei das Konzert stoppen und den Gitarristen nach seinem Personalausweis fragen würde.
Der Gitarrist wurde einige Wochen später vor Gericht gestellt, aber vollständig freigesprochen. Der Richter erklärte, es sei rechtswidrig und diskriminierend, Gottesdienste für 15 Personen zu erlauben, aber Konzerte für die gleiche Anzahl von Personen zu verbieten.
Die Strategie von Dujardins, dessen Vater ein Jurist und dessen Großvater ein Musiker war, zielte darauf ab, eine streng kontrollierte Auseinandersetzung mit den Behörden herbeizuführen, um ein objektives Licht auf die juristischen Absurditäten zu werfen, die das Leben der Bürger und insbesondere der Künstler erdrücken. Dies ist ihm gelungen.
Hier ist ein sehr ergreifendes Interview mit ihm (Un Musicien se Révolte, Kairos), in dem er seine Vorstellungen von kultureller Identität und seine Wut über die Gleichgültigkeit der politischen Institutionen gegenüber dem Verbot des kulturellen Lebens darlegt und darauf hinweist, dass sich die Dinge zum Besseren wenden müssen, oder er dazu übergehen werde direkten Widerstand zu organisieren. (Vgl. Zitat oben)